Festakt
„Moderne Bildungspolitik zeichnet sich dadurch aus, dass sie den einzelnen Schulen Gestaltungsfreiheit einräumt – so viel wie nur möglich.“ Dieses Bekenntnis setzte Kultusminister Helmut Rau an den Beginn seines Grußwortes, das er der Schulgemeinde des Karls-Gymnasiums beim Festakt in der Liederhalle überbrachte. Dabei spielte Rau nicht zuletzt auf die Profilbildung der Schule im Zusammenhang mit der Einführung des G8-Zuges an. Gerade darin habe es das KG verstanden, so der Minister weiter, diesen Spielraum intensiv zu nutzen. So läge es nahe, dass sich immer mehr Eltern entschlössen, ihr Kind dieser Schule anzuvertrauen: Der „Mut und die Innovationsbereitschaft“ zahle sich aus. Gleichsam sprach sich Rau mit Nachdruck für die Beibehaltung des humanistischen Profils aus. „Die Tradition humanistischer Bildung und der damit verbundene Auftrag gehören zum Fundament unseres Gemeinwesens“, so der Minister. Am Karls-Gymnasium habe man begriffen, dass Latein und Griechisch „nicht nur die Antike, sondern im Zusammenspiel mit allen Fächern vor allem die Zukunft erschließen.“
Geprägt von der Rückschau auf 125 Jahre Schulgeschichte zum einen, aber auch vom mutigen Ausblick in die Zukunft der Schule zum andern zeigten sich neben der Ansprache von Schulleiter Dieter Elsässer auch die weiteren Redebeiträge. Für die Eltern- und Schülervertretungen sprachen Christine Heinkele als Vorsitzende des Elternbeirats und Rainer Hawlik als Schülersprecher. Oberbürgermeister Wolfgang Schuster überbrachte die Grüße der Stadt Stuttgart.
Als Vorsitzender des Fördervereins erinnerte sich Peter Hönig nicht nur an seine eigene Schulzeit am KG nach dem Zweiten Weltkrieg, sondern gab auch Einblick in die vielfältige Arbeit des Fördervereins und deren Stellenwert für das aktuelle Schulleben. Ohne die tatkräftige finanzielle Unterstützung des Vereins wäre so manches ehrgeizige Projekt der letzten Jahre nicht zu realisieren gewesen.
Im Mittelpunkt des Vormittags, zu dem sich weitere zahlreiche Ehrengäste, Lehrer, Schüler, Eltern und Ehemalige im Beethoven-Saal eingefunden hatten, stand aber der Festvortrag des Berliner Völkerrechtlers, Prof. Christian Tomuschat. Ausgehend von den Leiden der Menschen in der sudanesischen Provinz Darfur gelang es dem ehemaliger KGler, eindrucksvoll aufzuzeigen, dass die Menschenrechte in der Gegenwart zwar zu einem festen Bestandteil der völkerrechtlichen Ordnung geworden seien, es aber vor allem außerhalb von Europa noch an geeigneten Verfahren fehle, die dem betroffenen Einzelmenschen in jeder Lage als ein wirkungsvoller Schutzmantel dienen könnten.
Umrahmt wurden die Redebeiträge vom Schulorchester unter Leitung von Gerhard Pick.
Festreden
Dieter Elsässer
Grußwort des Schulleiters
Helmut Rau MdL
Grußwort des damaligen Minister für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg.
Prof. Dr. Dr. h.c. Christian Tomuschat
Festvortrag zum Thema „Der Schutz der Menschenrechte im Völkerrecht“
Geselliger Abend
Pech hatte, wer zum geselligen Abend erst zu vorgerückter Stunde in der Liederhalle eintraf. Denn schon kurz nach Saalöffnung waren die Tische im Beethovensaal bis auf den letzten Platz besetzt, sodass so mancher mit den Stehtischen im Foyer Vorlieb nehmen musste.
Hunderte ehemaliger KGler – darunter auch mancher Abiturient aus den Vorkriegsjahren – hatten sich eingefunden, um im Kreise der alten Klassenkameraden die eine oder andere Geschichte aus der Schulzeit wieder aufzuwärmen. Auf großes Interesse stießen dabei auch die bereitgelegten Ordner, die über den Verbleib der alten Banknachbarn Auskunft gaben, die nicht zum Jubiläum anreisen konnten.
Während freilich das Wiedersehen mit den alten Schulkameraden im Mittelpunkt des Abends stand, hatten sich Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer doch ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm einfallen lassen, durch das Kerstin Eberle und Joachim Wolfangel führten. Den Auftakt machten dabei beherzte Schülerinnen aus der 6. Klasse, die das Publikum mit einem eigens gedichteten Rap begeisterten. So auch Schülerinnen und Schüler der Klasse 12, die es aber nicht beim eigenen Auftritt beließen, sondern das Publikum aktiv in ihre gerappte Hommage an die „Schöne“ einbinden konnten. Den Kontrapunkt dazu setzten Schülerinnen der Oberstufe mit der Interpretation einiger historischer Tänze, die sie in zeitgemäßer Kostümierung zum Besten gaben.
Für weitere musikalische Höhepunkte sorgten die Bigband unter Leitung von Antje Kessler, sowie die Schüler-Lehrer-Combo mit Katharina Rajabi als herausragender Sängerin.
Abgerundet wurde das Rahmenprogramm durch das Lehrerkabarett aus der bewährt spitzen Feder des ehemaligen KG-Lehrers Norbert Bitz, vorgetragen mit Biss und einer gehörigen Portion Selbstironie von zahlreichen Lehrerinnen und Lehrern.
Kaum verwunderlich, dass der Abend viel zu schnell zu Ende war und so manche Runde in einer der nahe gelegenen Kneipen und Bars fortgeführt wurde.