Theaterstück „Julius Caesar“
Rom am Wendepunkt seiner Geschichte: Caesar hat gegen jedes Recht nach der Macht gegriffen und über die Verteidiger der alten Republik in einem blutigen Bürgerkrieg gesiegt. Nun steht er kurz davor, seine Alleinherrschaft für alle Zeit durch den in Rom so verhassten Königstitel zu legitimieren.
Doch in den Kreisen des römischen Adels regt sich Widerstand: Der ehrgeizige Cassius, der es nicht ertragen kann, dass ein Gleichgestellter wie Caesar über ihm stehen soll, sammelt Verschwörer um sich.
Der Mann aber, von dem alles abhängt, ist Caesars Freund Brutus. Integer wie er ist, schreckt er zunächst entsetzt vor dem Mord an seinem Freund zurück, entscheidet sich aber aus Pflichtgefühl dann doch für Rom, für die Sache der Verschwörer und tötet den Tyrannen.
Doch damit ist Rom noch nicht gerettet: Unfähig skrupellose Entscheidungen zu treffen, wie sie wohl in solchen Krisenzeiten notwendig sind, scheitert gerade Brutus, dieser aufrechte und edle Römer, tragisch: Den intriganten Antonius verschont er nicht nur, er erlaubt ihm sogar, die Totenrede auf Caesar zu halten, was dieser sofort nutzt, um das Volk gegen den „ehrenwerten“ Brutus aufzuwiegeln. Und auch in dem sich nun anschließenden Bürgerkrieg erweist sich Brutus als unfähig zur Machbehauptung, schreckt davor zurück, die einfache Bevölkerung für die Finanzierung seiner Armee auszubeuten – und wird von Antonius besiegt.
Zeitlos buchstabiert Shakespeare an diesem klassischen Beispiel die Mechanismen des Umsturzes durch, zeigt, dass es mit dem Tyrannenmord allein nicht getan ist, um eine rechtmäßige Verfassung herzustellen, und führt vor, wie in solchen Krisenzeiten die skrupellosesten und ehrgeizigsten Charaktere nur allzu leicht die Oberhand über die redlichen Kräfte gewinnen